Künstlerportrait, video EWA STERN, text CEM ANGELI
VIDEO: http://www.castyourart.com/2010/07/06/edgar-honetschlager/
Edgar Honetschläger testet die Limits des Möglichen, immer an den Grenzen entlang um die Verhältnisse zu befragen, der Prozess ist dabei ebenso wichtig wie die Ergebnisse. Ein Künstlerportrait.
Eitel ist der Versuch, diesen Korpus an Ideen in ordentliche Verläufe, in gerade Linien, in fixe Einstellungen, getrennte Etappen einzuteilen. Edgar Honetschlägers Werk und sein Leben erlauben dies nicht. Er wandelt zwischen den Kulturen und Arbeitstechniken, arbeitet mit der Vielfalt und Widersprüchlichkeit der globalisierten Welt.
Wir befinden uns vor einer Fundstätte, wie vor einer Art Bodenschatz, in der wir beim Graben nur Schaden anrichten und die Spuren und Hinweise beseitigen würden. Die Ablagerungen und Schichten die entfernt würden, sind Spuren des Selbst des Künstlers, in allen Schichtungen spürt man die spirituelle Kreisbewegung, eine Suche nach Identität, eine Körperlichkeit.
Der Versuch, das System von Analogien aufzudröseln das sein Werk durchzieht, die Dimensionen des Symbolismus, der Kreisbewegung, der Sinnlichkeit, die soziale Reflexion über die Endlichkeit, die Verheimlichungs- und Identitätsmechanismen die den Körper regieren, er muss letztlich scheitern.
Die unaufhaltsame Berufung Text zu konstruieren und Erzählung hervorzubringen, dies bringt im Laufe der Zeit erstaunlich zusammenhängende Strukturen hervor – die sich Eines an das Andere fügen, oder auch nicht.
Ein dichtes Netz an Referenzen entsteht in einem Netzwerk aus Diskursen, in dem die Bestandteile keine Erklärung ohne die anderen haben, in dem das Prozesshafte des Werks immer mehr hervortritt, ein offenes Werk, ohne Fertigstellung, ohne Endzweck.
Von Anfang an besteht seine künstlerische Arbeit im Erzählen, Geschichten erzählen, narrative Flickarbeit, absurde, epische, komische Geschichten. Diese fragmentarischen Geschichten rühren an die Quellen der Mythologie, speisen sich aus Volksgeschichten, aktuellen Nachrichten, politischen Begebenheiten, Personen und Objekten aus seinem Umfeld.
Aus diesem Sichtwinkel scheint, dass sein Werk als Ganzes genommen einem doppelten funktionalen Prozess gehorcht, fast von linguistischem Charakter: die Artikulation und Integration, Montage und Fusion, Syntax und Poetik. Die Verdichtung von Bedeutung, Sinn, die er in seinen Zeichen der Kunst vornimmt, hat ihren ursprünglichen Impuls in einer Denkaufgabe die man als Entzifferung verstehen kann. Diese Zeichen generieren das, was man nicht lassen kann – das Denken.
Er eröffnet uns metaphorische Zonen der Autonomie und schafft kulturelle Räume, geografisch, imaginär, sozial, und mit einer Zeitlichkeit, die relativ offen und daher autonom ist. Er arbeitet mit narrativen Sequenzen, wobei die Filmsequenzen manchmal voller Widersprüche sind. Einerseits zeigt sich er selbst manchmal als Objekt, andererseits ist er das Subjekt das die Filme hervorbringt.
Sein visuelles Schaffen ist von einem Bemühen geprägt, eine Existenz außerhalb ihrer selbst zu erlangen, unabhängig vom Künstler und Betrachter. Er bedient sich der Aussenräume und der Architektur, experimentiert mit dem Raum, der Reibung zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, in dem sich ein koordiniertes
Zusammenspiel zwischen Film, Architektur, Zeichnung und Malerei ereignet. Eine besonders wichtige Stellung nimmt dabei das Medium Zeichnung ein, das
Ausdruck seiner konsequenten Auseinandersetzung mit dem Zweidimensionalen ist. In den Szenen wird die zweite und dritte Dimension gewechselt, zitiert, oder gemischt. Honetschläger hat sich sowohl vom Glauben an die Perfektion als auch an ihr Gegenteil unabhängig gemacht. Der eine, einzige Blickpunkt der Perspektive existiert zwar, aber nur in enger Beziehung mit all den möglichen Konstellationen von Standpunkten.
Eine besondere Faszination geht für ihn von den Dingen, die uns umgeben aus, Werkzeugen, Einrichtungsgegenständen. Sie sprechen zu uns von allgemeingültigen Themen und gleichzeitig von einer Epoche, Kultur und Art die Welt zu verstehen. Schließlich erzählen sie uns auch von der Vergänglichkeit ihres Besitzes, wie sie und wir verschiedene Existenzen haben, die sich kreuzen, sich temporär in Zeit und Raum begegnen. Wir selbst sind nichts als Umstände. (Text: Cem Angeli)