Vienna 2004, 2 Heliogravuren 100×70 auf Büttenpapier, printer: Kurt Zein, Edition: 30+5 E.A.
Die Heliogravure ist ein aufwendiges Tiefdruckverfahren, ein phototechnischer Druck, der im Prinzip wie eine Radierung funktioniert.
TOKYO wurde mit einer digitalen Kamera von einem Poster in der Tokyoter U-Bahn aufgenommen. Ein Blick in den Betondschungel. Der Druck ist ein Festschreiben, denn auch Pixel sind nur eine Zwischenstation …
FEET Matsuri: Sommerfest in Tokyo. Die shintoistischen Götter, werden von Büroangestellten, die traditionelle Kleidung anlegen, aus den Shrines (Tempel) geführt um sie zu erwecken. Auf ihren Schultern tragen sie – laut brüllend und wild schaukelnd – schwere Mikoshis (quadratische schmuckvolle Kästen), in denen die Götter ruhen, durch das unerträglich heisse, sommerliche Tokyo. Die Zuschauer bespritzen die Träger sunentwegt mit Wasser.
In der Gegenüberstellung der beiden Drucke wird evident wie das digitale Bild flach bleibt, nicht in die Tiefe geht, an der Oberfläche erstickt, während das Zelluloid, der analoge 35mm Film, die Illusion von Tiefe erzeugt. Mit dem Druckverfahren Heliogravure, das jede Arbeit zum Original werden lässt, werden die beiden photographischen Techniken zu einem Vergleich herangezogen: Das digitale Tokyo löst sich in Pixel, also Quadrate auf d.h. die Häuser aus Beton, Seite an Seite stehend, werden aus der Ferne betrachtet zu einem Pixelmeer. Aus der Nähe kann man nicht erkennen worum es sich handelt, erst aus der Distanz wird die Stadt erkennbar. Der Druck vom analogen Foto hingegen besteht aus Punkten und entwickelt geradezu einen Sog für den Betrachter, weil er in die Tiefe geht – also drei Dimensionen vorspiegelt.
Die Sujet wie im Film als establishing Shot und als Medium Shot gedacht, verhalten sich wie eine hinein zoomen in die Betonwüste, in der sich der Mensch – der wohl immer “analog” bleiben wird – mit seinen archaischen Ritualen wiederfindet. Draussen die Moderne, Innen die Traditionen. Beides steht in Japan reibungslos nebeneinander. Die Betonstadt Tokyo. die grösste Metropole der Welt, wird in dieser Arbeit identisch mit einer Pixelwelt und zum Beweis für absolute Kompromisslosigkeit – die Natur hat mit dem Menschen rein gar nichts mehr zu tun. Er braucht sie auch nicht mehr. Welch ein Affront den Vätern und Göttern Japans gegenüber, denn im Shintoismus ist alles Gott, alles ist belebt, die Natur ist Gott, sie und ich, alles was der Mensch hervorbringt, heisst täglich werden die Götter mehr. Nicht wie im Monotheismus eine Abstraktion die keiner nachvollziehen kann